Kennst Du das auch, dass Du eigentlich jemanden ansprechen möchtest, weil sich die Situation gerade anbietet oder Dich etwas an der Person fasziniert? Oder dass Du gerne etwas Persönliches über jemanden erfahren möchtest, weil es Dich wirklich interessiert, aber Du Dich nicht getraust und diesen Impuls unterdrückst? Weil Du denkst, dass die Person das sicher als aufdringlich empfindet... oder sie sich sicher nicht gerne einfach so ansprechen lässt... oder sie garantiert ganz komisch auf Dich reagiert, weil Du ja eine Fremde bist oder sowieso nein sagt!
Ich kenne das nur zu gut, dass ich oftmals für andere denke! Dass ich denke zu wissen, wie der andere reagieren und was er mir mitteilen wird. Und so verlaufen so viele wertvolle Impulse einfach im Sand!
Doch woher stammen solch Impulse? Ich denke dies sind Anstupser meiner Seele, die eigentlich möchte, dass ich lebendig bin und im Moment und dass ich Erfahrungen sammle, die mich fordern und fördern. Dieses "denken zu wissen" hat eine weitere Energie inne... nämlich eine gewisse Arroganz! Weil etwas in mir das Gefühl hat, es besser zu wissen. Ich habe das Gefühl, dass ich weiss, was der andere tun wird, wie er reagieren wird oder vielleicht auch, was gut für ihn ist. Und das obwohl ich diese Person u. U. gar nicht kenne!
Und wahrscheinlich liegt diesem Phänomen - dem sehr viele Menschen (ich inklusive) unterlegen sind - auch die Angst vor Ablehnung zugrunde. Um dies zu verhindern hat unser Ego ganz einfach diesen Schutzmechanismus eingebaut. Damit wir gar nicht erst in Versuchung geraten etwas zu unternehmen, wo wir diese schmerzhafte Erfahrung machen könnten.
Ich habe für mich entschieden, dass ich es von nun an den anderen überlasse, für sich selber zu denken. Und ich mehr auf meine Impulse hören und diesen vertrauen will. Weil ich überzeugt bin, dass daraus entstehende Momente, Begegnungen und Kontakte mir die Möglichkeit geben, lebendig im Moment zu sein und so wertvolle Erfahrungen zu sammeln und daraus zu wachsen.
Ich wünsche Dir den Mut, Deine Angst vor Ablehnung zu überwinden. Und vielleicht ist das "Denken den andern überlassen" ein erster Schritt dazu.
Herzlich,
Ursula Ingold
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